Chronisch krank am Arbeitsleben teilnehmen – das kann einige Herausforderungen mit sich bringen. Es gibt viele Dinge, die dich dabei unterstützen können, ein erfülltes Berufsleben zu führen. Wichtig ist vor allem das Thema Selbstfürsorge und Akzeptanz. Außerdem ist es hilfreich, wenn du die integrativen Möglichkeiten kennst, die wir in Deutschland haben.
Tipp Nr. 1: Transparente Kommunikation
Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Deine Führungskraft kann dich nicht unterstützen, wenn sie nicht weiß, was mit dir los ist. Natürlich kannst du selbst entscheiden, ob du über deine Erkrankung sprechen möchtest oder nicht. Ich empfehle es immer wieder und bekomme selbst stets positives Feedback dazu. Was nützt dir ein Arbeitgeber, bei dem du deine Einschränkungen verstecken musst, aus Angst, gekündigt zu werden? Das ist absoluter Stress für dich und hilft dir in keiner Weise. Wenn du keine Einschränkungen hast, ist das natürlich etwas anderes.
Tipp Nr. 2: Selbstfürsorge am Arbeitsplatz
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Pausen einplanen: Regelmäßige Pausen sind kein Luxus, sondern notwendig! Kurze Erholungsphasen steigern deine Produktivität und reduzieren Stress.
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Arbeitsplatz ergonomisch gestalten: Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz kann Wunder wirken. Achte auf eine gute Sitzhaltung, genügend Beleuchtung und die richtige Bildschirmhöhe.
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Gesunde Snacks: Halte gesunde Snacks bereit, um deinen Energielevel stabil zu halten. Nüsse, Obst und Gemüsesticks sind tolle Optionen!
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Genug trinken: Vergiss nicht, genug zu trinken. Dein Körper benötigt Wasser, und es hilft dir dabei, dich zu konzentrieren.
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Bewegung in den Alltag integrieren: Kleine Bewegungseinheiten, wie ein kurzer Spaziergang oder einfache Dehnübungen, können Verspannungen lösen und die Stimmung heben.
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Nein sagen lernen: Setze Prioritäten und lerne, auch mal „Nein“ zu sagen. Deine Gesundheit geht vor!
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Achtsamkeit und Entspannung: Meditation, Atemübungen oder einfach mal fünf Minuten Ruhe können dir helfen, den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken.
Tipp Nr. 3: Integration und Inklusion
Es gibt einige strukturelle Möglichkeiten, die dich im Arbeitsleben unterstützen können. Du kannst mit einer chronischen Erkrankung, also auch mit Endometriose, einen Grad der Behinderung beantragen. Du kannst das entweder in Eigenregie machen oder auch mit dem Sozialdienst im Krankenhaus oder in der Reha. Gerade bei Erkrankungen, die nicht überall in der Gesellschaft bekannt sind, ist ein individuelles Begleitschreiben wichtig, in dem du deine Einschränkungen erläuterst. Mit einem Grad der Behinderung bekommst du an verschiedenen Stellen Nachteilsausgleiche, unter anderem im Berufsleben. Mit einem Grad ab 50 gilt jemand als schwerbehindert und ist im Berufsleben besonders schutzwürdig. Mit einem Grad von 30 oder 40 kannst du eine Gleichstellung beantragen, um einen besonderen Kündigungsschutz zu erlangen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den eigenen Arbeitsplatz anzupassen, doch das geht nur mit transparenter Kommunikation. Du könntest deine Arbeitszeiten anpassen, mehr Homeoffice anfragen, einen Sattelstuhl beantragen, besondere Arbeitskleidung tragen oder auch ein Balancekissen nutzen. Das sind nur einige Möglichkeiten. Du kannst dich dazu am Arbeitsplatz von der Inklusionsbeauftragten im Unternehmen beraten lassen, außerdem auch beim VdK oder der Endometriose-Vereinigung.
Tipp Nr. 4: Kenne deine Rechte und Pflichten
Das liebe Arbeitsrecht ist zu umfangreich, um es in einem Blogbeitrag komplett abzubilden. Hier habe ich die wichtigsten Punkte für dich:
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Melde dich immer ordnungsgemäß krank. In der Regel solltest du dich vor Arbeitsbeginn abmelden und nach dem Arztbesuch deine voraussichtliche Krankheitsdauer mitteilen.
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Eine krankheitsbedingte Kündigung ist mit einigen Vorraussetzungen verbunden. Dazu zählen besonders hohe Krankheitszeiten. Doch der Arbeitgeber muss das über einen längeren Zeitraum beobachten. Es muss eine negative Gesundheitsprognose bestehen. Das heißt, die Krankheitstage werden von Jahr zu Jahr mehr oder es besteht keine Hoffnung auf Genesung. Und der Arbeitgeber muss ein ordnungsgemäßes BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement) durchgeführt oder zumindest angeboten haben.
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Ich empfehle, ein BEM wenn möglich wahrzunehmen. Zum einen können sich daraus sehr gute Möglichkeiten der Arbeitsplatzanpassung ergeben. Zum anderen kann es wichtig sein, um eine krankheitsbedingte Kündigung abzuwenden. Du kannst zu einem BEM-Gespräch auch eine Person deines Vertrauens mitnehmen.
Unsere Gast-Autorin
Stefanie arbeitet im Personalwesen und ist nebenbei selbstständig als Berufsberaterin und Content Creatorin. Sie verbindet Ihre beruflichen Erfahrungen im Personalwesen und als Führungskraft mit ihren persönlichen Erfahrungen als Endometriose-Betroffene und teilt Ihre Erfahrungen auf ihrem Instagram Account „chronisch_glücklich“. In ihrer Berufsberatung berät sie euch zu verschiedenen Themen rund um das Berufsleben und geht individuell auf euch ein.