Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft ist eine Zeit voller Glück und Vorfreude, aber auch eine Phase intensiver Veränderungen und Herausforderungen. Manche Aspekte dieser besonderen Reise werden in unserer Gesellschaft jedoch oft tabuisiert oder nur selten offen angesprochen – selbst, wenn sie viele Frauen betreffen.

Nach dem Motto „Warum hat mir das niemand vorher gesagt?“ begegnen Schwangere im Laufe dieser Monate zahlreichen physischen, psychischen und hormonellen Veränderungen. Zu Beginn sind es häufig Müdigkeit und Übelkeit, manchmal begleitet von der Sorge vor einem möglichen Schwangerschaftsverlust. Später können weitere Beschwerden auftreten, wie beispielsweise Sodbrennen, Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Dehnungsstreifen, Blasenschwäche, Hämorrhoiden, Krampfadern oder auch Ängste vor der Geburt.

In diesem Beitrag möchten wir uns einem dieser oft verschwiegenen Themen widmen: den Hämorrhoiden – und genauer betrachten, was dahintersteckt und wie man damit umgehen kann.

Hämorrhoiden sind ein häufiges Problem, das viele Schwangere und auch Frauen nach der Geburt betrifft, aber oft aus Scham verschwiegen wird. Es ist wichtig, das Thema ohne Scheu anzusprechen – sei es beim Arzt, bei der Hebamme oder im Austausch mit anderen Schwangeren. Der offene Umgang trägt dazu bei, hilfreiche Lösungen zu finden und das Wohlbefinden zu verbessern.

Ursachen

Hämorrhoiden entstehen durch eine vermehrte Belastung der Blutgefäße im Bereich des Anus und des unteren Darms. Während der Schwangerschaft gibt es mehrere Faktoren, die das Risiko erhöhen können:

  1. Hormonelle Veränderungen: Erhöhte Progesteronspiegel entspannen die Wände der Blutgefäße, wodurch diese leichter anschwellen können.

  2. Wachsende Gebärmutter & Baby: Der zunehmende Druck auf die Beckenorgane und die Venen im unteren Bauchbereich (vor allem am Ende der Schwangerschaft) fördert die Bildung von Hämorrhoiden.

  3. Verstopfung: Viele schwangere Frauen leiden unter Verstopfung, was die Belastung beim Stuhlgang erhöht und die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigt.

Die Symptome bei Hämorrhoiden  sind Brennen oder Schmerzen im Analbereich, Juckreiz, Blutungen beim Stuhlgang (hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier) und geschwollene oder tastbare Knoten im Anus.

Vorbeugung

»       Ballaststoffreiche Ernährung: Verzehr von Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte für eine gesunde und regelmäßige Verdauung.

»       Verdauung: Auf regelmäßige Verdauung achten und physiologische Position auf der Toilette einnehmen (z.B. mit Hocker unterstützen)

»       Regelmäßige Bewegung: Moderate Bewegung wie Schwimmen oder Spaziergänge fördern die Durchblutung.

Unser Hebammentipp: Beginne bereits in der Frühschwangerschaft mit Beckenbodentraining- dies fördert vor allem die Durchblutung im Beckenbereich.

»       Viel trinken: Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

»       Vermeiden von langem Sitzen/Stehen: Regelmäßiges Aufstehen und Positionswechsel können helfen, den Druck auf die Beckenvenen zu reduzieren.

Behandlung

»       Gute Verdauung/ weicher Stuhlgang: Für eine gute und regelmäßige Verdauung kann es hilfreich sein, etwas Magnesium einzunehmen.

»       Schonende Intimreinigung: Verwendung von weichen, feuchten Tüchern ohne Alkohol oder Parfüm oder Waschlappen und warmem Wasser. Anstatt reiben, vorsichtig Tupfen.

Unser Hebammentipp: Eine sogenannte Intimdusche kann – ähnlich wie ein Bidet – die sanfte Reinigung unterstützen und bietet auch die Möglichkeit einen Extrakt oder Badezusatz beizufügen. (z.B. Eichenrinde)

»       Sitzbäder: Ein warmes Sitzbad mit Eichenrindenextrakt oder ätherischen Ölen wie Lavendel, Myrte oder Zypresse kann helfen, die Beschwerden zu lindern. Verwende dazu ein Sitzbadgefäß, gib lauwarmes Wasser und ein wenig Eichenrindenextrakt/ 2 Tropfen ätherisches Öl (vorab mit ein wenig Salz vermischen) hinein und entspanne dich für ca 10Minuten. ACHTUNG: Eichenrinden kann ein wenig abfärben.

»       Kühlen: kalte Kompressen können helfen, dass sich die Gefäße besser zusammenziehen. Aber VORSICHT hier: nicht zu kalt und nur jeweils ca 10Minuten, sonst lässt eine Blasenentzündung nicht auf sich warten.

Unser Hebammentipp: Nimm Baumwoll- Slipeinlagen, gib wenig Wasser darüber, verpacke sie in eine Frischhaltetüte und ab ins Gefrierfach. So kannst du dir jederzeit eine kühlende Binde herausnehmen.

»       Spezielle Cremes oder Zäpfchen: Spezielle Präparate aus der Apotheke können die Symptome lindern und die Heilung unterstützen. Als Schwangere solltest du vor der Anwendung Rücksprache mit dem Arzt halten.

»       Liegen: Versuche dich immer wieder auszuruhen und langes Stehen/ Sitzen zu vermeiden.

»       Arztbesuch: Bei starken Beschwerden oder anhaltenden Symptomen sollte ein*e Ärzt*in konsultiert werden, um mögliche Komplikationen auszuschließen

In den meisten Fällen verschwinden Hämorrhoiden nach der Geburt von selbst. Dennoch ist es wichtig unterstützende und Beschwerden lindernde Maßnahmen zu ergreifen. Bei starken Beschwerden oder anhaltenden Problemen sollte jedoch immer ein*e Ärzt*in konsultiert werden, um die richtige Behandlung zu finden.

 

Unsere Gast-Autorinnen

Esther und Sophie sind zwei Hebammen aus Österreich. Die gemeinsame Arbeit und Zeit in einer Wiener Klinik hat die beiden so sehr verbunden, dass aus Kolleginnen gute Freundinnen wurden. Anlässlich der Corona Pandemie und dem Umzug von Esther nach Linz, haben die beiden beschlossen, einen kompakten, aber umfangreichen online Geburtsvorbereitungskurs für werdende Eltern zu entwickeln und aufzunehmen.

Während Esther derzeit in einer Linzer Klinik zwischen Kreißsaal, Wochenbett und Ambulanz wechselt und auch Mama eines kleinen Sohnes ist, arbeitet Sophie noch im gleichen Krankenhaus in Wien im Kreißsaal und der Ambulanz, und studiert nebenher „Public Health“. Die beiden sind auch freiberuflich in der Schwangerenvorsorge und Wochenbettnachsorge in ihrer jeweiligen Umgebung tätig.

Die beiden Hebammen sind auch auf Instagram mit ihrem Account _informed.motherhood_ unterwegs, und ihren online Geburtsvorbereitungskurs findet ihr unter www.informed-motherhood.at.

 

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