Der respiratorische Affektkrampf bei Babys und Kindern

Affektkrampf: Wenn deinem Kind die Luft im Halse stecken bleibt.

Es gibt Situationen, auf die jede Mama liebend gern verzichten würde. Ein respiratorischer Affektkrampf zählt sicherlich dazu. Insbesondere, wenn er das erste Mal und quasi aus „heiterem Himmel“ auftritt. Denn der erste Affektkrampf überrumpelt jede noch so taffe Mami und versetzt ihr zunächst einen riesen Schrecken! Zum Glück ist der Wut- oder Schreikrampf, wie er auch genannt wird, in den meisten Fällen völlig harmlos. Nichtsdestotrotz finden wir es wichtig, dieses Thema einmal gründlich zu durchleuchten. Zum einen, um dir zu erklären, wie es zu so einem Anfall überhaupt kommen kann und was im Fall der Fälle zu tun ist. Zum anderen – und das liegt uns besonders am Herzen – um dir die Angst vor einem Affektkrampf zu nehmen. Denn die ist zwar nachvollziehbar, aber glücklicherweise unbegründet.

Danielas Hebammen-Tipp

Es klingt wie ein Albtraum: Eben ist dein Kind noch fröhlich über den Spielplatz geflitzt. Plötzlich stolpert es, fällt hin und fängt an zu schreien. Doch anstatt sich von dir beruhigen zu lassen, hält dein Kind einfach den Atem an und sackt schließlich bewusstlos zusammen. Schockschwerenot! Ich weiß, so eine Szenerie möchtest du dir am liebsten gar nicht vorstellen! Trotzdem ist es wichtig, dass du bei einem respiratorischen Affektkrampf nicht die Nerven verlierst. Auch, wenn es in so einer Ausnahmesituation noch so schwerfällt. Denn mit Ruhe und Besonnenheit lässt sich der Krampfanfall meist genauso schnell lösen, wie er gekommen ist. Also ruhig Blut, du schaffst das!

Trösten bei Affektkrampf

Was ist ein Affektkrampf?

Ein Affektkrampf ist eine anfallsartige Bewusstseinsstörung, die bei Säuglingen und Kleinkindern auftreten kann. Er wird zumeist durch unangenehme Reize, sogenannte Affekte, ausgelöst. Das Kind hält als Reaktion daraufhin unbewusst den Atem an und wird zum Teil kurzzeitig bewusstlos. Gelegentlich treten dabei krampfartige Bewegungen wie bei einem epileptischen Anfall auf. Allerdings hat ein Affektkrampf, nichts mit Epilepsie zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine gutartige Störung, die in der Regel mit Beginn des Schulalters wieder verschwindet.


Ursache und Symptome eines Affektkrampfs

Die Ursache für Affektkrämpfe bei kleinen Kindern sind heftige emotionale Reize. Diese können beispielsweise durch Wut, Schmerz, Erschrecken oder auch Angst ausgelöst werden. Das betroffene Kind fängt an zu schreien und steigert sich schließlich in die Situation hinein. Dadurch kommt es zu einer Verkrampfung der Stimmritzen, woraufhin das Kind unbewusst den Atem anhält. Das vegetative Nervensystem reagiert zusätzlich mit einer Senkung der Herzfrequenz und des Blutdrucks, was wiederum zu einer sogenannten Zyanose, einer Blaufärbung der Haut, führen kann. Auch kurzzeitige Bewusstlosigkeit oder krampfartige Zuckungen können Symptome eines respiratorischen Affektkrampfes sein.

Kind trösten nach Schreikrampf

Welche Kinder sind von einem Affektkrampf betroffen?

Insbesondere gefühlsstarke und schreckhafte Kinder sind von Affektkrämpfen betroffen, Jungs etwas mehr als Mädchen. Allerdings kann diese emotionale Überreaktion generell jedem Kind zustoßen. Oft besteht eine familiäre Veranlagung zu übermäßiger Erregbarkeit, Jähzorn oder Angstzuständen. Etwa 2 – 5% aller Kinder insgesamt erleiden diese Anfälle. Manche nur wenige im Jahr, andere mehrere am Tag.

Was kann ich bei einem Schreikrampf tun?

Bei einem Affektkrampf sind besonnenes Handeln und Ruhe oberstes Gebot – auch wenn es noch so schwerfällt! Auf keinen Fall darfst du dein Kind nehmen und schütteln, aber das weißt du ja sowieso. Kräftiges „ins Gesicht pusten“ hingegen hilft in den meisten Fällen sofort. Es triggert die reflektorisch verschlossene Stimmritze, woraufhin bei vielen Kindern die Atmung spontan wieder einsetzt. Einige Kinder beginnen bei einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit auch ganz von alleine zu atmen, da sich der Krampf durch die muskuläre Entspannung wieder löst. Auch ein kalter Waschlappen auf der Stirn kann für Entspannung sorgen.


Juliane von Lütt & Safe schildert uns ihre eigenen Erfahrungen:

Juliane von Lütt und safe

„Nicht nur bei der Arbeit in der Kinderarztpraxis, sondern auch als Mama bei meinem Jüngsten, habe ich des Öfteren einen Affektkrampf erlebt. Unser kleiner Sohn hatte einen eher schwierigen Start ins Leben und war in den ersten Monaten noch nicht ‚so richtig angekommen‘. Da hat er sich selbst über seine eigene Stimme erschreckt, wenn sich zum Beispiel die Akustik in der Tiefgarage oder im Fahrstuhl verändert hat. Von jetzt auf gleich fing er ganz schrill an zu schreien, der Ton und die Atmung setzten abrupt aus und er wurde bläulich und ganz versteinert im Gesicht. Eine wirklich unschöne Situation. Das ruhige Ansprechen sowie das Pusten ins Gesicht haben immer gut geholfen.“

Juliane Kux von Lütt & Safe


Sollte ich bei einem Affektkrampf einen Kinderarzt aufsuchen?

Tritt ein Krampfanfall zum ersten Mal auf, solltest du mit deinem Kind zur Sicherheit einen Arzt aufsuchen. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, um eine Epilepsie oder andere Ursache auszuschließen. Die Diagnose kann meist anhand deiner Schilderung gestellt werden. Selten sind diagnostische Maßnahmen wie beispielsweise ein EEG erforderlich.

Kann ich einen Affektkrampf verhindern?

Das Wichtigste vorab: Ein respiratorischer Affektkrampf ist kein Grund, erzieherisch alles durchgehen zu lassen. Denn die übermäßige Aufmerksamkeit, die ein solcher Anfall mit sich bringt, kann genau zum Gegenteil führen. Dein Kind lernt nämlich recht schnell, dass er durch einen Wutanfall so ziemlich alles bekommt. Also achte eher darauf, welche Affekte die Anfälle verursachen und versuche diese durch einfühlsame erzieherische Haltung abzumildern. In emotional aufgeladenen Situationen kannst du auch versuchen, dein Kind abzulenken oder einfach liebevoll in den Arm zu nehmen. Häufen sich die Wutkrämpfe hingegen, kann eine andere Umgebung manchmal wahre Wunder wirken. Dann bietet sich beispielsweise ein längerer Aufenthalt bei den Großeltern an.

Hebamme Daniela

„Ein Affektkrampf jagt dir mit Sicherheit einen ordentlichen Schrecken ein, ist aber weder gefährlich noch schädlich für dein Kind! Ich wünsche dir und deiner Familie alles Liebe & Gute!”

Deine Hebamme Daniela

 

 

Trösterchen mit Wärmepad

 

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