Statt Familienplanung gab es drei Operationen in 9 Monaten
Hallo, ich bin Lena, 30 Jahre alt, und habe die Diagnose Endometriose im Jahr 2020 erhalten, bis dahin war es aber ein langer Weg. Etliche Besuche beim Frauenarzt und immer wieder dieselben Antworten: „Wechseln sie die Pille!“ „Das ist normal!“ „Jede Frau hat Beschwerden zur Periode“ „Nehmen sie einfach ein paar Schmerzmittel“ …
Aber wo fing das alles an? Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie oft ich zu Schulzeit ab meiner Periode den Unterricht versäumte. Andere haben mich dafür belächelt, aber es war mir nicht möglich, in die Schule zu gehen. Die Blutungen waren so stark, dass es mir an den Beinen herunterlief, ich in Ohnmacht fiel, starke Schmerzen, Kreislaufprobleme hatte, bis zu extremem Durchfall. Die Lösung für dieses Problem = Hormone.
Also sagte ich „Hallo“ zu 10 Jahren Hormonpille.
In der Zeit hat sich an meinem Gemütszustand zur Periode nichts verändert, es war nach wie vor die schlimmste Zeit für mich im Monat. Und das über mehrere Jahre, statt besser, wurde es aber leider von Jahr zu Jahr unerträglicher. Irgendwann haben auch keine Schmerzmittel mehr so gewirkt, wie ich es mir erhofft hatte. In meinem Umfeld klagten viele Mädchen in meinem Alter über „starke Schmerzen“, aber das „starke Schmerzen“ für jeden etwas anderes sind, das wusste ich damals nicht. Ich dachte also „alle haben starke Schmerzen zur Periode“ also sind meine auch „normal“. Auch meine Mama hatte dieselben Beschwerden zur Periode. Sie erzählt mir, dass sie oft mit dem Krankenwagen abgeholt wurde. Ungünstigerweise hat man auch ihr vermittelt, es sei normal. Also empfand ich meine Schmerzen auch als normal. Heute kann ich meinem jüngeren ich sagen: Deine Schmerzen waren nicht normal! Sie haben einen Namen, und zwar Endometriose!
Überspringen wir ein paar Jahre. Mit 24 entschied ich mich dazu, meine Hormone abzusetzen und in die Familienplanung mit meinem damaligen Freund und heutigem Ehemann zu gehen. Das unsere Familienplanung 5 Operationen, davon drei in neun Monaten beinhalten würde, hatten wir so nicht eingeplant. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Ich war im April 2020 am Vertikutieren im Garten und plötzlich bin ich vor Schmerzen zusammengebrochen. Als ich an diesem Tag ins Krankenhaus eingewiesen wurde, gab es viele Fehldiagnosen, bis mir zwei Wochen später eine Freundin über Whats-App schrieb: „Lena, ich glaube, du hast Endometriose. Sie haben darüber bei Stern-TV berichtet“. Ich habe direkt einen Arzt darauf angesprochen und seine Worte waren „Stimmt, dass könnte es auch sein!“. Ich wurde dann in ein entsprechendes Krankenhaus verlegt und bei der gynäkologischen Untersuchung wurde direkt der Verdacht geäußert. Bis heute frage ich mich, warum bei meinen etlichen Untersuchungen beim Gynäkologen nie etwas gesehen wurde. Leider ist Endometriose noch heute in vielen GYN-Praxen ein Fremdwort.
Also dauerte es nicht lange und fünf Monate nach der Intention eine Familie zu gründen, bekam ich nach meiner 1. Bauchspiegelung die Diagnose Endometriose. Chronisch, unheilbar, unfruchtbar.
Diese 3 Wörter hatten sich so tief in mich eingebrannt, dass ich sehr lange brauchte, um mich von der Diagnose zu erholen. Statt Ruhe und Genesung hatte ich leider im selben Jahr zwei weitere Operationen (eine Bauchspiegelung + eine ambulante Entfernung von Endometrioseherde in meinen Narben) und im Januar 2022 eine Not-Operation. Alles aufgrund von Endometriose und den daher eingehenden Verklebungen, Herde und Verwachsung.
Wenn ich das hier so schreibe, frage ich mich, wie ich es geschafft habe wieder so lebensfroh zu werden?
Jetzt müsste der Punkt kommen, wo ich dir Mut mache. Und das tue ich auch: Nach der Operation ging es für mich im Februar 2022 in die Reha nach Ratzeburg. Dort konnte ich mich gut erholen, Gleichgesinnte treffen und lernen, meine Krankheit zu akzeptieren. Danach ging es endlich wieder bergauf. Ich habe meinen Mut gefasst und nach der REHA meinem Beruf als Erzieherin gekündigt und mir einen Job gesucht, den ich gut mit meiner Erkrankung meistern kann. Ich habe viele Methoden für mich entdeckt die mir guttun: Akupunktur, Physiotherapie, CBD-Öl, ätherische Öle, Akupressur, Bauch-Massagen, Cupping, TENS, Wärme, Yoga, Atemübungen, entzündungshemmend Ernährung und vieles mehr. Leider wird vieles nicht von der Krankenkasse übernommen und man muss die meisten Therapien und Produkte, die einem guttun selbst bezahlen.
Aber „Ende“ ist noch lange nicht: Erst im Januar 2024 hatte ich eine weitere Operation, bei der wieder Herde entfernt werden mussten. Meine starken Schmerzen waren leider wieder zurück und jeder Toilettengang vor der Operation wurde immer mehr zu Qual für mich. Die Operation endete mit guten Nachrichten: Im Vergleich zu damals waren meine Eileiter jetzt wieder durchgängig, und direkt nach der Operation spürte ich eine Erleichterung. Die starken Schmerzen waren vorerst weg!
Heute habe ich immer wieder Schmerzschübe, die ich mal mehr und mal weniger kontrollieren kann. Aber auch heute bringen mich die Schmerzen noch an meine persönlichen Grenzen. Es sind wehenartige Krämpfe, vergleichbar mit Geburtsschmerzen. Man lernt eben, damit zu leben. Man muss es lernen, weil bisher gibt es keine Heilung für Endometriose.
Es gibt gute und nicht so gute Tage, aber dennoch kann ich heute sagen:
Ich bin glücklich trotz Endometriose.
Und nun? Wie war das mit der Familienplanung von 2019?
Dieses Jahr sechs Jahre später, werden wir unsere 1. künstliche Befruchtung haben, damit unser Krümelchen sich auf den Weg machen kann. #unerfüllterkinderwunsch
Ich habe mir die Reise anders vorgestellt, aber auch diese Reise werden wir meistern und trotz der vielen Rückschläge hatte die Diagnose für mich auch einiges Positives mit sich gebracht, aber dazu ein anderes Mal.
#1von10 #endometriose #dubistnichtalleine

Über Mich
Ich bin Lena, 30 Jahre alt und lebe im schönen Paderborn mit vielen Haustieren und meinem Ehemann. Auf Instagram kennt man mich unter @endomood_ ! Die Aufklärung der Erkrankung Endometriose ist mir besonders wichtig, weil ich selbst davon betroffen bin. Endomood_ ist meine Herzensangelegenheit. Ich werde laut für viele Betroffene mit Endometriose und biete ihnen einen #safeplace. Daher nutze ich jede Gelegenheit, auch außerhalb von Instagram über Endometriose aufzuklären.