Eisenmangel in der Schwangerschaft und nach der Geburt – was sind die Anzeichen und was kannst du tun?

  1. Welche Funktion hat Eisen im Körper?

Mit Beginn deiner Schwangerschaft starten unfassbar viele Prozesse in deinem Körper. Unter anderem verändert sich dein Blut in Menge und Zusammensetzung. Eisen ist dabei ein sehr mächtiges Spurenelement. Es dient in deinem Körper unter anderem dazu, Sauerstoff von A nach B bis nach Z – also bis in die kleinsten Bereiche deines Körpers, als Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin – auch Hb abgekürzt – zu transportieren.

Vereinfacht ausgedrückt: Deine roten Blutkörperchen (Erythrozyten) haben kleine eisenhaltige Helferlein, das Hämoglobin, die den Sauerstoff im Körper verteilen und auch in deiner Muskulatur als wichtige Energiequelle speichern.Um nun die dafür wichtigen roten Blutkörperchen ausreichend zu bilden, brauchst du Eisen! Und zwar in der Schwangerschaft und Stillzeit sogar in doppelter Menge. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Körper deines kleinen – in deinem Bauch heranwachsenden – Babys.

Darüber hinaus ist dein Körper durch genügend Eisen auch gestärkt und bietet ein wichtiges Immunabwehrschild gegen Krankheitserreger. Und neuste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Eisen bei der Gehirnentwicklung von Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen unentbehrlich ist.

  1. Besonderheit in der Schwangerschaft und Stillzeit

Dein Eisenbedarf in der Schwangerschaft ist tatsächlich um 100 % gesteigert. Man spricht ungefähr von einem Bedarf von 30 mg pro Tag. Auch in der Stillzeit bleibt es bei diesem erhöhten Bedarf. Mit einer gesunden Ernährung musst du dir in der Regel keine weiteren Gedanken über deinen Eisenbedarf machen und auch keine zusätzlichen Ergänzungen zu dir nehmen.

Während der Schwangerschaftsvorsorge werden von deiner Hebamme oder deinem Gynäkologen Blutkontrollen durchgeführt, um einen Mangel auszuschließen. Sollte es nun doch zu einer Unterdeckung deines Bedarfs kommen, musst du entsprechend noch genauer auf deine Ernährung achten und/oder Eisenpräparate täglich zu dir nehmen.

Schlussendlich ist es nämlich so, dass bei einem Eisenmangel auch deine Gebärmutter und der Mutterkuchen, also das Zuhause deines Babys, nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Im Verlauf kann es dadurch zu vorzeitigen Wehen und damit zu einer Geburt vor dem eigentlichen Termin kommen.

  1. Wie wirkt sich ein Eisenmangel auf dein Wohlbefinden aus?

Ein Eisenmangel äußert sich unter anderem durch eine gewisse Blässe im Gesicht und an den Lippen sowie am Zahnfleisch. Man fühlt sich oft abgeschlagen und müde. Auch deine Konzentrationsfähigkeit lässt unter Umständen nach und es kann zu Kopfschmerzen kommen. Bei Eisenmangel ist der Körper gegenüber Infekten viel anfälliger.

  1. Was hilft bei Eisenmangel

Bei Eisenmangel gibt es eine Reihe von Dingen, die man tun kann, um eine Besserung zu bewirken: Prinzipiell gilt es, auf die Ernährung zu achten – darauf möchte ich im nächsten Abschnitt näher eingehen. Bei der Substitution von Eisenpräparaten ist es stets ratsam, diese gemeinsam mit Vitamin C einzunehmen. Gerbstoffe wiederum hemmen die Aufnahme von Eisen. Daher solltest du auf übermäßigen Konsum von Kaffee oder schwarzem Tee verzichten. Aber auch Kuhmilch, Cola, Artischocken, Rhabarber, Mangold und Rote Beete hemmen durch ihre Gerbstoffe die Aufnahme. Da Eisen zu einem festeren, sehr dunklen Stuhlgang führt, empfiehlt es sich zudem, auf Schokolade zu verzichten, was den Effekt verstärken würde. Außerdem solltest du folgende weitere Nahrungsergänzungsmittel nicht in direkter Verbindung mit Eisen einnehmen: Dazu gehören Vitamin D, Magnesium, Folsäure und Zink.

Also merke:

Eisen + Vitamin C = perfekt

Weitere Vitamine unbedingt im Tagesverlauf separat einnehmen und auch keine zusätzlichen Gerbstoffe in direkt zeitlichem Zusammenhang!

  1. Nahrungsmittel mit viel Eisen (absteigend nach Eisengehalt)

Esse täglich reichlich Getreide und Getreideprodukte, möglichst aus vollem Korn. Achte bitte immer beim Essen darauf, dass du zum Beispiel dein Müsli mit Nüssen auch in Verbindung mit Vitamine C-reichem Obst isst. Hier gilt: Vitamin C begünstigt die Aufnahme von Eisen! Verzichte auf deinen morgendlichen Kaffee oder Tee in direkter Verbindung mit deinem Müsli, denn das wiederum hemmt die Aufnahme von Eisen (siehe Punkt 4: Gerbstoffe).

Hier nun eine kleine Liste der Lebensmittel mit einem relativ hohen Eisengehalt (nach unten absteigend sortiert):

  • Pistazien  (14 mg auf 100 g)
  • Weizenkleie (12,9 mg auf 100 g)
  • Kürbiskerne (11,2 mg auf 100 g)
  • Pinienkerne (9,2 mg auf 100 g)
  • Sesam (7,8 mg auf 100 g)
  • Linsen (7,6 mg auf 100 g)
  • Petersilie (6,2 mg auf 100 g)
  • Eigelb (6,1 mg auf 100 g)
  • Tofu (5,4 mg auf 100 g)
  • Mandeln ( 4,2 mg auf 100 g)
  • Haferflocken (4,2 mg auf 100 g)
  • Haselnüsse (3,7 mg auf 100 g)
  • Spinat  (2,7 mg auf 100 g)
  • Erdnüsse (2,4 mg auf 100 g)
  • Rindersteak (2,1 mg auf 100 g)
  • Floradix: 3 x täglich 15 ml + Orangensaft
  • Schüßlersalz: Ferrum phosphoricum: 2-3 x täglich eine Tablette
  1. Verträglichkeit

Eisen ist ein Mineralstoff, das sehr unterschiedlich gut vertragen wird. Besonders Personen mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt können auf eine Eisen-Supplementierung mit Reizungen der Magen-Darm-Schleimhaut reagieren. Dunkler Stuhl, Verstopfung, Übelkeit und Magenschmerzen sind keine seltenen Begleiterscheinungen. Doch bevor du das Eisen aufgrund dieser Nebenwirkungen komplett absetzt und in die Ecke wirfst, solltest du nochmals mit deinem Arzt oder Apotheker sprechen. Denn nicht alle Eisenpräparate sind gleich. Es gibt verschiedene Anbieter, deren Präparate sich in der chemischen Struktur und damit auch in der Bioverfügbarkeit stark unterscheiden. Eisenpräparate in Verbindung mit Aminosäuren werden vom Körper besser aufgenommen und sind daher auch besser verträglich. Achte beim Kauf darauf und lass dich im Voraus beraten. Wenn du dich hier angesprochen fühlst, empfiehlt es sich, auf alternative Präparate auszuweichen anstelle der klassisch verschriebenen.

  1. Werte im Blut

Mit einem positiven Schwangerschaftstest wird bereits bei deiner ersten Untersuchung Blut abgenommen, wobei unter anderem dein Hämoglobinwert im Blut bestimmt und in deinen Mutterpass eingetragen wird. Dieser Wert wird nun im Verlauf der Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert. Der Hämoglobin-Wert wird je nach Labor oder Arztpraxis in Gramm pro Deziliter (g/dl) oder Millimol pro Liter angegeben.

Hier eine Übersicht der Normwerte:

  1. Trimenon (1-13): Hb < 11,5 g/dl / 7,1 mmol/l    >>  Therapiebeginn unter 11,5 g/dl
  2. Trimenon (14-27):  Hb < 10,5 g/dl / 6,5 mmol/l    >> Therapiebeginn unter 10,5 g/dl
  3. Trimenon (28-40):  Hb < 11,2 g/dl / 7,0 mmol/l.   >> Therapiebeginn unter 10,5 g/dl

Um deinen Hb um 1,0 g/dl zu steigern, wirst du etwa anderthalb bis zwei Wochen benötigen. Ab einem Hämoglobinwert von 11,5 g/dl in der Frühschwangerschaft (den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft) und einem Hämoglobinwert ab der 20 Schwangerschaftswoche von 10,5 g/dl spricht man von einer Anämie, gleichbedeutend mit einem Eisenmangel. Spätestens jetzt gilt es, diesen zu therapieren.

Unsere Gast-Autorin

Romy Kleinert ist Hebamme in Berlin und arbeitet in einem Kreißsaal mit angeschlossener Kinderintensivstation. Parallel ist sie freiberuflich in einer gynäkologischen Praxis tätig, gibt Geburtsvorbereitungskurse und betreut Eltern vor und nach der Geburt. Außerdem hat sie das Label „Midwife-Club“ ins Leben gerufen, unter dessem Namen sie liebevoll bestickte und bedruckte Kleidung für Hebammen entwirft und verkauft. Bei Instagram ist Romy als #hauptstadt-hebamme unterwegs.

Vorheriger Beitrag
Rückbildung: Tipps für einen starken Bauchhalt
Nächster Beitrag
Der Tag des Kusses – eine Feier der Zuneigung und Gesundheit

Ähnliche Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden, die deinen Suchkriterien entsprechen.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.