Übelkeit in der Frühschwangerschaft

Die Periode bleibt aus, manche Frauen bemerken subtile körperliche und emotionale Veränderungen wie zum Beispiel Stimmungsschwankungen, Geruchsempfindlichkeit, Müdigkeit oder ein Ziehen im Unterbauch. Schreitet das erste Schwangerschaftsdrittel (1. Trimenon, 1-12.Schwangerschaftswoche) voran, kommt oft ein Wachstum der Brust oder eine Änderung der Pigmentierung der Brustwarzen dazu. Die meisten Frauen greifen jedoch spätestens dann zu einem Schwangerschaftstest, wenn die Periode ausgeblieben ist und sich eventuell Übelkeit oder ein flaues Gefühl im Magen bemerkbar machen. Doch woher kommen diese Symptome?

Die Wissenschaft macht die ansteigenden Schwangerschaftshormone (Beta hcg) und einen häufig morgendlich niedrigen Blutzuckerspiegel dafür verantwortlich. Auch eine genetische Disposition, ein Mangel an Vitamin B12 oder Stress könnten Einflussfaktoren sein. Die Schwangerschaft stellt eine wahre Herausforderung für deinen Körper dar und zeigt, was für ein Wunderwerk der Natur er ist. Beispielsweise steigt dein Blutvolumen an während der Schwangerschaft und das Herz der Frau hat mehr zu leisten, weil es mit zunehmendem Wachstum des Fötus mehr Blut in die Gebärmutter pumpen muss. Gegen Ende der Schwangerschaft erhält die Gebärmutter ein Fünftel des Blutes der Frau. Die Blutmenge, die das Herz jede Minute pumpt, erhöht sich im Laufe der Schwangerschaft um 30 bis 50 Prozent. Damit steigt auch der Ruhepuls von den üblichen rund 70 Schlägen pro Minute vor der Schwangerschaft auf bis zu 90 Schläge.

Auch für die Psyche bedeutet die Schwangerschaft eine große Herausforderung. Zwischen Freude, Angst vor der Verantwortung und Veränderung im Lebenswandel und Gefühl der Überforderung schwanken viele werdende Eltern. Die Emotionen sind nachweislich über das Nervensystem mit den Organen verbunden und die sogenannte Psychosomatik kann bei starkem Stress oder zu wenig Ruhepausen auch eine Übelkeit in der Frühschwangerschaft begünstigen. Deswegen legen wir Hebammen immer unser Augenmerk auf die gesamte Familie, um Stressfaktoren zu erkennen und Ressourcen schon zu Beginn der Schwangerschaft stärken zu können.

Hat eine Schwangerschaftsübelkeit auch positive Effekte oder evolutionär gesehen einen Nutzen für den Nachwuchs?Eine erhöhte Sensibilität bestimmter Gerüche und Geschmäcker gegenüber, kann auch einen Schutz für dein Ungeborenes darstellen. Beispielsweise haben viele Frauen einen Instinkt keinen Alkohol oder Zigarettenrauch zu sich zu nehmen, oft, bevor sie überhaupt einen positiven Schwangerschaftstest vorliegen haben.

Unsere Hebammentipps zur Linderung dieser Beschwerden:

  • trinke ausreichend, aber in kleinen Schlucken
  • iss kleine regelmäßige Portionen
  • meide Koffein oder stark fettige Speisen
  • mach häufige Pausen im Alltag und ruhe dich aus, wenn du müde bist
  • Ingwertee (bedenke aber: nicht mehr als 3g pro Tag an Ingwer zu sich nehmen, da dieser sonst wehenfördernd wirken kann)
  • bei Erbrechen: suche die/den GynäkologIn auf, um eine Stoffwechselentgleisung zu verhindern
  • VitaminB12 im Blut bestimmen lassen und ggf. substituieren
  • Akupressurarmbänder aus der Apotheke
  • Akupunktur bei deinem* deiner Ärzt*in oder Hebamme
  • Fenchel-Kamillen- oder Pfefferminztee, Gemüsebrühe, Zwieback langsam kauen
  • Frische Luft
  • Versuche Stress (im Alltag oder in der Arbeit) zu reduzieren
  • Medikamente in Absprache mit deinem* deiner Gynäkolog*in

Eine krankhafte Schwangerschaftsübelkeit nennt man Hyperemesis gravidarium (unstillbares Erbrechen) – hierbei übergibt man sich mehr als fünf Mal pro Tag. Sollte dies der Fall sein, ist das mehr als eine normale Schwangerschaftsbeschwerde und sollte fachkundig begleitet werden. Auch wenn die Übelkeit länger als die 12. Schwangerschaftswoche anhält, empfehlen wir, ärztlichen Rat einzuholen, da um diese Zeit die hormonellen Umstellungsprozesse in deinem Körper größtenteils geschafft sind und somit die Hauptursache für die Übelkeit abnehmen sollte.

Und zum Abschluss noch ein Tipp, falls du dich – wohl oder übel – häufiger übergeben musst: Putz dir nicht unmittelbar nach dem Erbrechen die Zähne. Da die Magensäure den schützenden Zahnschmelz erweicht, besteht die Gefahr, dass du ihn durch anschließendes Zähneputzen wegreibst. Eine halbe Stunde Wartezeit sollte genügen, damit deine Zähne gesund bleiben.

Unsere Gast-Autorinnen

Esther und Sophie sind zwei Hebammen aus Österreich. Die gemeinsame Arbeit und Zeit in einer Wiener Klinik hat die beiden so sehr verbunden, dass aus Kolleginnen gute Freundinnen wurden. Anlässlich der Corona Pandemie und dem Umzug von Esther nach Linz, haben die beiden beschlossen, einen kompakten, aber umfangreichen online Geburtsvorbereitungskurs für werdende Eltern zu entwickeln und aufzunehmen.

Während Esther derzeit in einer Linzer Klinik zwischen Kreißsaal, Wochenbett und Ambulanz wechselt und auch Mama eines kleinen Sohnes ist, arbeitet Sophie noch im gleichen Krankenhaus in Wien im Kreißsaal und der Ambulanz, und studiert nebenher „Public Health“. Die beiden sind auch freiberuflich in der Schwangerenvorsorge und Wochenbettnachsorge in ihrer jeweiligen Umgebung tätig.

Die beiden Hebammen sind auch auf Instagram mit ihrem Account _informed.motherhood_ unterwegs, und ihren online Geburtsvorbereitungskurs findet ihr unter www.informed-motherhood.at.

 

 

 

 



 

 

 

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